Bauwende jetzt! Aber wie?

ArchitectureSustainability

Wie kann es gelingen, die notwendigen Maßnahmen der Bauwende zur Einhaltung des 1,5°-Ziels übereinzubringen attraktiven Lebensraum zu schaffen und dabei Baukosten nicht explodieren zu lassen?

Prof. Dr. Eike Musall – Schaffen von Wohnraum vs. Ressourcenschutz, „Heizungsgesetz“ und kommunale Wärmeplanung, Gebäuderessourcenpass und zirkuläres Bauen, Transformation des Bestandes und Abrissmoratorium, Baustoffökologie, Klimaresilienz und Biodiversität, Gebäudeklasse E, Low-Tech vs. High-Tech, Solarpflicht, (Wohn-)Flächensuffizienz … die Liste spannender und wichtiger Themen, die mit der Bauwende in Verbindung gebracht wird, ließe sich beliebig verlängern. Das ist gut so. Die Bauwende wird lebendig. Aber was sollen wir Bauschaffenden (primär) tun, wenn wir heute nachhaltig Bauen wollen? Viele dieser Fragen müssen erst geklärt und vor allem gegeneinander abgewogen werden. Schließen sie sich aus? Was steht dem entgegen? Die Bauwende wird spannend…

Bauwende jetzt! Aber wie?
Bauwende jetzt! Aber wie?

„House Demonstration Unit (HDU) des Team MIMO – ein Versuchsgebäude der Hochschule Düsseldorf für Nachhaltiges Bauen im Rahmen des Solar Decathlon Europe und des Living Lab NRW, Fotograf Marvin Hillebrand.


Bedeutung der Energie- und Ressourcenwende

Die Energie- und Ressourcenwende sind DIE gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen. Dabei spielen Gebäude eine überaus entscheidende Rolle: So wird in Deutschland rund ein Drittel des gesamten Endenergieverbrauchs durch die Wärmeversorgung von Gebäuden und insbesondere durch Altbauten verursacht, wobei die Sanierungsquote bei rund 1 % stagniert. Auf die Errichtung und den Betrieb von Gebäuden entfallen ca. 40 % aller klimaschädlichen Emissionen. Zudem ist der Bausektor für rund 55 % des Müllaufkommens in Deutschland verantwortlich, wobei nur 13 % der mineralischen Materialien wiederverwertet werden. Weltweit stehen Gebäude für 50 % des Ressourcen- und mehr als 70 % des Flächenverbrauchs.

Motivationsaspekte

Neben den vielen oben genannten Themen des nachhaltigen Bauens eine weitere Liste, die kaum Lust auf das Bauen von Häusern und Gebäuden machen dürfte. Das Gegenteil sollte der Fall sein. Es kann doch nur als Motivation gesehen werden, die vielen Aspekte anzupacken, in eigene Konzepte und Ideen für Gebäude einfließen zu lassen und eine umweltgerechtere und lebenswertere gebaute Umwelt zu schaffen. Zudem ist die beste Nachricht, dass wir eigentlich bereits wissen, wie es geht und uns die nötigen Technologien (wie bspw. integrierbare Photovoltaik oder natürliche Dämmstoffe), richtigen Materialien und Baustoffe (wie Lehm, Holz, grüner Stahl und Recyclingbeton) sowie Methoden (wie integrales Planen, zirkuläres Konstruieren, rückbaubares Fügen, parametrisiertes Design oder Building Integrated Modeling) bekannt sind. Es gilt „nur“, diese wahrzunehmen und daraus eine neue Baukultur und neue Grundfunktionen von Gebäuden zu schaffen.


Ausbildung und Interdisziplinarität

Hierzu braucht es gut ausgebildete Architektinnen, Bauingenieurinnen und Fachplanerinnen, die zudem bereit sind, in interdisziplinären Austausch zu treten und gemeinsam an den Zielen zu arbeiten. Hier setzen wir am Institut für lebenswerte und umweltgerechte Stadtentwicklung (In-LUST) und der Peter Behrens School of Arts der Hochschule Düsseldorf (HSD) an. In Lehre und Forschung verbinden wir in interdisziplinären Projekten rund um Stadtentwicklung und Bauvorhaben alle Akteure in praxisnahen Projekten und bringen Austausch und Miteinander voran bzw. übertragen Erkenntnisse an Berufspraxis und Entscheiderinnen. Letztere rufen wir auf, Vorschriften zu überdenken, Möglichkeitsräume zu schaffen und die eingangs erwähnten Aspekte lebbar zu machen.

Notwendigkeit von Forschung und Innovation

Es bedarf guter Forschung und innovativer (Weiter-)Bildung, Austausch und steten Diskussionen, damit die Bauwende gelingt, die Baukultur lebendig bleibt und wir alle Spaß am Schaffen neuer Lebensräume haben.

Schlussfolgerung

Wenn es gelingt, die Rahmenbedingungen des Bausektors zu optimieren, indem bspw. Baunormen reduziert, Genehmigungsprozesse verkürzt, Nebenerwerbskosten herabgesetzt, das Recycling von Baumaterial ermöglicht, Suffizienz etabliert sowie Nachverdichtung forciert wird, werden kluge Planer*innen zukünftig die Bauwende annehmen und ein neues Selbstverständnis von gebauter Umwelt schaffen können.

Schauen Sie einmal beim Team MIMO der HSD vorbei und lassen sich von einem Beispiel der Bauwende inspirieren…

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